Von konstruktiver Wut und Warnsignalen

Heute geht es um Wut – um meine Wut, von der auch du profitieren kannst.
In der Werbung heißt es, dass jeder Mensch etwas hat, das ihn antreibt. Ich denke, dass jeder etwas hat, das ihn wütend macht.

Einer lieben Freundin von mir geht es wirklich dreckig – nicht körperlich, aber mental. Sie würde es vielleicht nicht so sagen. Aber das, was sie gerade erlebt, wünsche ich nicht meiner schlimmsten Feindin.

Meine Freundin ist eine intelligente, einfühlsame junge Frau und Mutter. Vor einigen Jahren hat sie einen großen Fehler gemacht. Sie hat einen Mann geheiratet, der eine psychische Krankheit entwickelt hat. Im Laufe der Jahre hat er das Stadium des Kontrollfreaks hinter sich gelassen und eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung entwickelt.

Diese oft charismatischen Menschen können sehr gut die Fassade aufrecht erhalten. So schien nach außen hin alles in Ordnung zu sein. Selbst heute noch, weiß kaum jemand, was alles vorgefallen ist. Wegen der Kinder und weil sich meine Freundin auch etwas schämt, redet sie nicht offen darüber. Sie weiß selbst, dass sie sich zu lange zu viel gefallen ließ.

Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und hat sich von ihm getrennt. Wie viele Frauen hat sie sich nicht auf ihre Karriere konzentriert. Sie war die letzten 15 Jahre vor allem Hausfrau und Mutter. Das bedeutet, sie hat kaum ein eigenes Einkommen. Ohne Geld muss sie um jede Zahlung kämpfen – trotz ihres Anspruchs darauf.

Ich gehe jetzt nicht auf die ganzen schrecklichen Dinge ein, die sie in den letzten Monaten seit der Trennung erlebt hat.
Vieles wurde seitdem für sie noch schlimmer. Demnächst wird sie aus dem Eigenheim geworfen – sie steht nicht mal mit im Grundbuch. Da ihr Ex vorsorglich jetzt schon den Strom gekündigt hat, rechnet sie jeden Tag damit, dass ihre Kinder und sie im Dunklen sitzen.

Es geht nicht um Mitleid und auch nicht um Schuld

Nun könnte man einwenden, dass sie ja selbst schuld daran ist. Bestimmt trägt sie auch einen Teil der Verantwortung. Zumindest hätte sie besser und früher für sich sorgen müssen. Sie könnte schließlich auch irgendeinen Job annehmen. So wie ihr geht es doch ganz vielen Menschen, warum sollte also jemand Mitleid mit ihr haben.

Das ist alles richtig. Aber um Mitleid geht es überhaupt nicht.

Manchmal schlittern wir unerwartet in eine Sackgasse. Wir plantschen so lange im scheinbar sicheren Wasser bis wir die Stromschnellen hören. Doch dann ist es zu spät. Und all das Gerede von sollte und hätte ist nutzlos.

Wenn ich immer wieder davon schreibe, dass du gut auf dich achten sollst, habe ich auch solche Schicksale im Auge.

Nicht immer ist es so dramatisch wie bei meiner Freundin. Aber oft genug manövrieren wir uns – gut gemeint – in schwierige Situationen. Besonders sensible, harmoniebedürftige Menschen werden leicht ausgenutzt und ausgebeutet. Und oft erhalten sie dann keine Unterstützung, sondern Hohn und Spott.

Das macht mich wütend. Und es sollte auch dich wütend machen.

Noch befinden wir uns in einer Ellenbogengesellschaft, in denen die Mächtigen und Rücksichtslosen recht bekommen; nach unten wird getreten, nach oben gebuckelt.

Oft genug werden diejenigen, die Unterstützung benötigen lächerlich gemacht. Wer traut sich schon, um Hilfe zu bitten, wenn man dafür ausgelacht wird? Schon die Furcht davor treibt uns in die Einsamkeit. Und das genau dann, wenn wir Zuwendung und Verständnis benötigen, wenn wir uns allein, ungeliebt und im Stich gelassen fühlen.

Von Warnsignalen…

Kennst du die Geschichte vom Frosch im Kochtopf? Wenn du einen Frosch in kochendes Wasser setzt, springt er sofort heraus. Gibst du ihn jedoch in einen Topf mit kaltem Wasser und bringst das zum Kochen, so bleibt er sitzen und wird verbrüht. (Das ist eine Geschichte und es kam kein Frosch zu schaden.)

Es ist sehr schwierig festzustellen, dass sich das Wasser erwärmt. Bis es unangenehm wird, dauert es eine ganze Weile. Dann dauert es, bis wir die Hoffnung auf Besserung aufgeben. Und meistens vergeht noch mehr Zeit, bis wir handeln.

Bis es so weit ist, spüren wir, dass etwas Wesentliches nicht stimmt. Aber oft ist es schwierig das zu greifen, das zu begreifen. Das ist das gemeinste an schleichenden Prozessen.

Es gibt mittlerweile einen Satz, den ich mehr als alles andere verabscheue. Vor allem, wenn ich ihn mir selbst sage.
Er lautet: „Stell dich nicht so an!“

[bctt tweet=“Wenn ich „Stell dich nicht so an“ denke, weiß ich, ich muss was ändern.“]

Wenn ich diesen Satz oder eine ähnliche Formulierung denke oder höre, klingeln bei mir die Alarmglocken. Dann weiß ich, dass sich hier irgendwo ein armer Frosch befindet und das Wasser unangenehm heiß wird. Für mich ist dieser Satz ein Hilferuf.

…und Wut

Meiner Freundin kann ich zurzeit leider nur bedingt helfen. Ich kann für sie da sein und sie aus der Ferne unterstützen.
Und ich kann von meiner Wut erzählen. Dazu brauche ich nicht wie eine Wilde zu brüllen. Es genügt, davon zu erzählen.

Vielleicht erinnerst du dich noch an #Aufschrei, das letztes Jahr so für Aufsehen gesorgt hat.
Es ging um damals um sexuelle Übergriffe und war der Auslöser einer deutschlandweiten Sexismus-Debatte. Doch was hinter der Haustür passiert, liegt noch immer hinter einer Mauer des Schweigens.

Ich brauche keinen großen medialen Aufschrei. Aber ich kann dagegen sprechen, wenn Leute nur die Schultern zucken, wenn sie von Ungerechtigkeiten und Machtmissbrauch hören. Du und ich sind nicht hilflos – wenn wir das nicht schweigend hinnehmen.

Lasst uns darüber sprechen, wenn wir Dinge erleben, die nicht in Ordnung sind. Fair, ehrlich und wenn möglich objektiv. Dazu gehört auch, dass wir den Betroffenen offen zuhören und Verständnis zeigen. Es geht nicht um Schuld, es geht um Menschlichkeit.

Und dann lasst uns gemeinsam sagen: Stopp, so nicht!

 

Doch letztendlich geht es mir darum, dass sich keiner mit seinen Sorgen und Nöten, mit seinen Ängsten und der Hoffnungslosigkeit einer scheinbar aussichtslosen Situation allein fühlen soll. Das ist mein persönlicher Wunsch nach Weltfrieden.

Herzlichen Dank für deine Zeit und dein Interesse.
Was meinst du? Heute würde ich mich ganz besonders freuen, wenn du deine Gedanken und Erfahrungen zu diesem Text mit uns teilst. Berichte von deinen Erfahrungen, deinen Gefühlen und deinen Wegen. Danke!

Ich wünsche dir einen schönen Tag und

Pflücke Deine Träume

PS: Worauf wartest Du noch?

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Astrid ist Master Certified Lifecoach und Expertin für Frauen, die sich nach einem erfüllten Leben jenseits der Kinderlosigkeit sehnen. ֎ Sie möchte 10.000 OK-Frauen Mut machen und inspirieren. Damit sie sich das erfüllte und bedeutsame Leben erschaffen, das schon die ganze Zeit auf sie wartet. ֎ Privat findest du Astrid oft draußen beim Wandern, Trekking oder Spazieren - immer auf der Suche nach spannenden Bildern und Geschichten.

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